Warum eine Geschichte der KBW?

„Wenn nu des menschen gedenck und sin nattur kranck und blöd sind und inn dem louff des zittes geschechner ding bald vergessen wirt"; mit diesen Worten wird in einem spätmittelalterlichen Schlachtenbericht die Notwendigkeit der Geschichtsschreibung begründet.


Das menschliche Erinnerungsvermögen ist unzuverlässig, eben krank und blöd. Es behält das Schöne, vergisst das Unangenehme, bringt die zeitliche Abfolge und dadurch auch die Kausalität durcheinander. Aber ist das so schlimm? Sollte der Mensch sich nicht viel mehr mit der Zukunft als mit der Vergangenheit befassen? Der US-amerikanische Philosoph George Santayana meint dazu „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it." Verdammt, die Vergangenheit zu wiederholen, ist jedoch nur bedrohlich, wenn sie schlimm war. Um herauszufinden, ob sie so war, muss man sie kennen. Nur schon dieser Gedanke könnte den Blick in die Vergangenheit rechtfertigen.

Es gibt aber noch weitere Gründe. Ein Blick in die nur kurze Geschichte unserer Schule zeigt, dass die Schule allgemein eine unglaublich träge Institution ist. Zur Verschiebung des Schuljahresbeginns z. B. lässt sich der Konvent 1969 erstmals vernehmen, eingeführt wurde der Spätsommerjahresbeginn 1989/90. Die Geschichte mahnt uns zur Geduld. Oder: Gut Ding will Weile haben. Ein zweiter Aspekt ist auffällig: Gewisse Themen sind unerschöpflich, kehren immer wieder, häufig unter modernem Namen, z.B. Stundenausfälle, das Absenzenwesen oder das selbständige Lernen der Mittelschüler/-innen. Letzteres wird in den Konventsprotokollen erstmals 1971 erwähnt. Man suchte nach Lösungen, wie die Selbständigkeit der Schüler/-innen zu fördern sei. 2009 wird im Hauptkonvent das Projekt SOL (jetzt kantonal institutionalisiert) vorgestellt. Ab Schuljahr 2010/11 sollen dann SOL-Projekte durchgeführt werden. Ich bin überzeugt, es wird die Schulen noch lange beschäftigen, und wenn es nur darum geht, sämtliche SOL-Projekte zu benennen, zu sammeln, zu klassifizieren und in irgend ein Portfolio aufzunehmen, damit es für jedermann ersichtlich sei, dass sie auch stattgefunden haben. Nichts Neues unter der Sonne! Andrerseits können wir auch auf gewisse Pionierleistungen verweisen, die die KBW vollbracht hat.

Geschichte als Selbstbeweihräucherung? – Nur ein klein wenig. Aber Geschichtsschreibung kann nicht objektiv sein. Sie ist mehr als die Ansammlung von Fakten, sondern deren Auswahl und Interpretation vom Standpunkt des schreibenden Subjekts aus, also subjektiv.

Alfons Gallati (Prorektor KBW, 2000-2010)